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Staatliche Förderung soll Ausbau des Schnellladenetzes für Elektroautos beschleunigen

Die noch lückenhafte Infrastruktur der Ladepunkte ist für viele Menschen nach wie vor ein Hemmschuh, sich für den Kauf eines Elektroautos zu entscheiden. Doch nun ist per Gesetz geplant, das Schnellladenetz mit einer Leistung von mehr als 150 Kilowatt an 1000 zusätzlichen Standorten auszubauen.

Wer mit seinem Elektro-Fahrzeug auf längeren Strecken unterwegs ist, soll in zukünftig deutlich mehr Standorte für schnelles Laden zur Verfügung haben. 1000 Ladensäulen mit einer Leistung von mehr als 150 Kilowatt sollen bis 2023 mithilfe einer staatlichen Förderung zusätzlich entstehen. Am 20. Mai bereitete der Bundestag mit einem Gesetz die notwendige Grundlage für dementsprechende Ausschreibungen. „Die nächste Schnellladesäule muss in wenigen Minuten erreichbar sein“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

„Gerade das schnelle Laden mit über 150 Kilowatt ist für eine uneingeschränkte Reichweite von E-Autos entscheidend“, so Scheuer weiter. Man könne die Menschen nur mit einer nutzerfreundlichen und vor allem flächendeckenden Ladeinfrastruktur für einen Umstieg auf klimafreundliche E-Autos begeistern.

Hildegard Müller, Präsidentin des Automobilverbandes VDA sieht die Entscheidung als „eine wichtige Unterstützung auf dem Weg zu einer uneingeschränkten Nutzbarkeit von Elektrofahrzeugen“. Der Autoverband VDIK äußerte sich ähnlich: „Auch längere Fahrten werden künftig problemlos möglich sein, Reichweitenangst muss nicht mehr aufkommen", sagte Reinhard Zirpel (VDIK-Präsident). Wichtig sei, dass der Aufbau möglichst schnell beginnt. Dank des Gesetzes könne die Ausschreibung starten und bis 2023 ein flächendeckendes Netz Realität werden.

Oliver Krischer, Fraktionsvize der Grünen äußerte sich im Bundestag kritisch: „Das Programm kommt drei Jahre zu spät und wird niemals im beabsichtigten Zeitraum bis Ende des Jahres 2023 abgewickelt sein.“ Zudem sei die angestrebte Leistung von 150 Kilowatt viel zu niedrig und bereits in wenigen Jahren überholt sein.

Das Verkehrsministerium gibt an, dass bisher erst etwa 800 Ladepunkte mit mehr als 150 Kilowatt existent seien. Das entspricht gerade einmal 2,4 Prozent der Gesamtzahl aller deutschlandweit öffentlich zugänglichen Ladesäulen. Und die Wirtschaft ist besorgt, weil derzeit Ladesäulen noch nicht wirtschaftlich betrieben werden könnten. Das sei auch der Grund, warum im Gesetz langfristige Verträge mit Unternehmen geplant sind, die diese Schnellladesäulen nach einer europaweiten Ausschreibung errichten und auch betreiben sollen.

„Einen Eingriff in das Marktgeschehen“ befürchtet hingegen der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) durch das Programm. Deshalb müsse bei der Ausschreibung unbedingt sichergestellt sein, dass der Ausbau im privatwirtschaftlichen Bereich nicht ausgebremst wird und „keine zusätzlichen Anforderungen durch die Hintertür aufgeladen werden". Eine andere Sichtweise vertritt der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU): „In Summe sorgen die Abgeordneten für fairen und lebendigen Wettbewerb", äußerte VKU-Chef Ingbert Liebing. Die Tatsache, dass sich jetzt auch mittelständische Stadtwerke an den Ausschreibungen beteiligen könnten, sei ein positiver Effekt.

Aufgrund höherer staatlicher Prämien sei die Zahl neu zugelassener Elektroautos zwar stark gestiegen. Trotzdem dominieren aber nach wie vor Diesel und Benziner. Im Klimaschutzprogramm der Regierung spielt die E-Mobilität eine wichtige Rolle; auch deshalb, um die Klimaziele im Verkehr erreichen zu können.

Quelle: www.sueddeutsche.de (© dpa-infocom, dpa:210521-99-688989/4)

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