Magazin

Autokauf: Psychologische Aspekte führen oft zur falschen Entscheidung

Der Kauf eines neuen Autos ist aufregend und meist auch von Emotionen begleitet. Das gilt nicht nur dann, wenn das Fahrzeug abgeholt wird, sondern schon bei dessen Auswahl. Psychologische Aspekte wie Außenwirkung, Prestige und Image sind nicht selten entscheidend. Besser ist allerdings eine weniger emotionale Entscheidung. Damit das gelingt, sollten im Vorfeld nur wenige einfache Fragen beantwortet werden.

Beim Autokauf sollte eher eine rationale Abwägung für oder gegen ein Fahrzeug sprechen. Nachfolgende Fragen können helfen: Soll es ein Sportwagen oder SUV sein? Muss es ein Benziner oder Diesel sein oder wird eher ein Elektro- oder Hybridfahrzeug bevorzugt? Welche Farbe soll es haben und wo liegt die preisliche Obergrenze? Doch oftmals spielen auch soziale und emotionale Faktoren bei der Entscheidungsfindung eine nicht unbedeutende Rolle.

Nicht selten stellen sich potenzielle Autokäufer auch ganz andere Fragen: Welchen Eindruck hinterlasse ich mit dem neuen Auto bei meinem Nachbarn oder Freunden? Und was sagt das neue Gefährt über mich selbst aus? Kein Wunder, wenn die Wahl dann oftmals zur Qual wird. Der beste Weg aus diesem Dilemma ist, sich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren. Psychologie und Marketing einfach ausblenden und sich mit den nackten Fakten auseinandersetzen. Rationalität bei der Entscheidungsfindung funktioniert mit nachfolgenden Fragestellungen.

Welcher Fahrzeugtyp passt am besten?

Vor ein paar Jahrzehnten war die Beantwortung dieser Frage relativ einfach: Kombi, Limousine, Steilheck. Das ist heute wesentlich schwieriger: Limousine oder gar Coupé, Kombi oder Crossover? Und das ist längst nicht das Ende der Fahnenstange. Heutzutage gibt es über ein Dutzend Varianten der Karosserie in allen erdenklichen Größen- und Preisklassen. Die Auswahlkriterien sind hingegen nahezu gleich geblieben. Wem es allerdings gelingt, Außenwirkung und Statusdenken zu ignorieren, wird nach eigenem Aktionsradius und Platzbedarf entscheiden, so die Aussage von Hans-Georg Marmit, Sachverständigen-Organisation KÜS, Losheim am See. „Welche Strecke muss ich täglich zurücklegen? Bin ich eher in der Stadt oder auf der Autobahn unterwegs? Und wie viele Personen habe ich im Auto?“ Durch die Beantwortung dieser Fragen lässt sich die Auswahl „dramatisch einschränken“, so der Experte.

Neuwagen oder Gebrauchter?

Wer sich für einen Gebrauchten entscheidet, muss eventuell auf Garantieleistungen verzichten. Dafür kann gespartes Geld in mehr Ausstattung oder Größe gesteckt werden.

Welcher Antrieb soll es sein?

Auch unter der Haube ist die Auswahl umfangreicher, was die Entscheidung erschweren kann: Neben den Klassikern Benziner und Diesel stehen nun auch Elektromotor, Hybrid- oder Plugin-Hybrid-Motoren oder - als konventionelle Alternative - auf Erdgas- oder Flüssiggas umgerüstete Fahrzeuge zur Wahl, so die Auflistung des Experten. Weitere wichtige Aspekte für oder gegen ein Fahrzeug sind laut Marmit der persönliche Aktionsradius und die Frage, wie oft getankt oder geladen werden muss, um über einen bestimmten Zeitraum zu kommen. Wer alternative Antriebe favorisiert, muss einerseits einen eventuellen Mehrpreis sowie Vergünstigungen wie beispielsweise bei der Steuer berücksichtigen, andererseits muss er aber auch die Infrastruktur hinsichtlich der Versorgung des Fahrzeugs im Auge behalten.

Wer berät hinsichtlich Antrieb, Ausstattung und Preis?

Erste Informationen liefern Preislisten. Doch die sind meist sehr umfangreich und dadurch wenig transparent. Wenn sich die Wahl von Modell und Motor noch verhältnismäßig unkompliziert gestaltet, wird die Liste möglicher Extras lang und länger. Da kann der Kaufpreis ganz schnell locker um ein paar Tausend Euro höher ausfallen. Doch was ist sinnvoll und was eher überflüssig? Verkäufer geben hier gerne Ratschläge, doch eine neutralere Meinung ist sicherlich hilfreicher. Ansgar Klein, Vorstand des Bundesverbandes freier Kfz-Händler (BVfK, Bonn), rät dazu, sich in Fachmedien anhand der Testberichte einen Überblick zu verschaffen. Eine Entscheidungshilfe kann der Konfigurator auf der Internetseite des Herstellers sein - insbesondere dann, wenn es um optisches Zubehör geht.

Wie die richtige Bezugsquelle finden?

Ein neues Fahrzeug zu finden kann auf vielen unterschiedlichen Wegen geschehen: freier Händler, EU-Importeur, Kleinanzeige, Online-Börse oder Markenbetrieb. Allerdings rät Marmit zur Vorsicht: Eine (vermeintlich) größere Ersparnis erhöht das Risiko und bedeutet meist auch einen schlechteren Service.

Der KÜS-Experte empfiehlt, Fachhändler oder Fachbetriebe zu kontaktieren oder aufzusuchen. „Billigangebote aus dem Internet sind eher fragwürdig zu betrachten, wenn es nicht die Angebote der Originalhersteller sind“, so seine Einschätzung. Das Internet kann allerdings einen guten Preisüberblick geben und so bei Rabattverhandlungen gute Argumente bieten.

Und zu guter Letzt noch ein Tipp von Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK, Bonn), der ganz ohne Google funktioniert: „Hilfreich können auch Empfehlungen aus der Familie sowie aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis sein.“

Quelle: www.focus.de

Ihr Name (oder Pseudonym)