Wie Kaufanreize für E-Autos künftig aussehen sollen

Wie Kaufanreize für E-Autos künftig aussehen sollen

Durch die verlockenden Kaufprämien hat sich in Deutschland der E-Auto-Markt ausgezeichnet entwickelt. Allerdings stellt sich die Frage, ob die aktuell geltende Förderung nach wie vor zu den demnächst anstehenden Klimaschutz-Etappen passt. Die Debatte dazu nimmt Fahrt auf.

Unumstritten ist, dass die Zahl von E-Autos auf Deutschlands Straßen auch zukünftig enorm steigen und vom Staat mit finanziellem Anschub weiter gefördert werden soll. Allerdings ist wohl vonseiten der neuen Ampel-Regierung geplant, die Förderung stärker in Richtung Klimaschutz anzupassen. Deutlich gezieltere Kaufanreize fordern auch die Verbraucherzentralen. Klaus Müller, Chef des Bundesverbands (vzbv) sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ich würde die Bundesregierung hier zu einem klaren Schnitt ermutigen.“ Auch in puncto Stromladenetz wünsche er sich mehr Bewegung.

Müller sagte weiter: „Man muss nicht jedes Luxusauto vonseiten des Staates subventionieren, selbst wenn es ein Elektroauto ist.“ Die Listenpreise sollten von 65.000 € auf unter 40.000 € gesenkt werden, für die Kaufprämien gezahlt werden. „Wir brauchen dringend einen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos“, erklärt der Verbraucherschützer. „Und das sollten vor allem die kleineren und mittleren Autos sein.“ Viele Menschen, die sich Neuwagen weder leisten noch kaufen wollen, seien darauf angewiesen.

Ein wichtiger Blick insbesondere hinsichtlich entstehender Folgekosten sei der Zustand der Batterien. So steht es in einem vzbv-Positionspapier. Für Gebrauchtwagen-Käufer sei es wichtig, standardisierte und vor allem zuverlässige Informationen zum „Gesundheitszustand“ der Batterie zu bekommen. Eine Bezuschussung der Batterie-Prüfungskosten sei ein wichtiger Faktor, um das Vertrauen in gebrauchte Elektroautos zu stärken.

Förderung nur bei «positivem Klimaschutzeffekt»?

Müller fordert: „Man sollte nur noch die Elektroautos fördern, die wirklich nachweislich einen Umwelteffekt haben.“ Er hat dabei hauptsächlich die Hybrid-Modelle mit Kombi-Antrieben im Blick. Denn hier werde viel mehr mit klassisch fossiler Energie und deutlich weniger elektrisch gefahren. Von Robert Habeck (Grüne), Bundeswirtschaftsminister wurde eine Neuausrichtung ab 2023 bereits angekündigt. Geplant ist, dann nur noch solche E-Autos zu fördern, die „nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt haben“. So steht es auch im Koalitionsvertrag. Dies soll vornehmlich am elektrischen Fahranteil der Hybrid-Modelle festgemacht werden. Deshalb soll die elektrische Mindestreichweite auf 80 Kilometer angehoben werden. Allerdings wurden die aktuellen Zuschüsse erst kürzlich auf Ende 2022 verlängert. Also gibt es auch in diesem Jahr für rein elektrische Fahrzeuge eine „Innovationsprämie“ von bis zu 9000 Euro und für Hybride, die sich via Stecker aufladen lassen (sogenannte Plug-in) bis zu 6750 Euro.

Neuzulassungen 2021 stark gestiegen

Das ehrgeizige Ziel der neuen Regierung lautet: mindestens 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge bis 2030. Laut Kraftfahrt-Bundesamt gab es zu Beginn des Jahres 2021 insgesamt 309.000 reine E-Autos und 280.000 Plug-in-Hybride. Die Neuzulassungen haben nicht zuletzt aufgrund der aufgestockten Kaufprämien in 2021 stark zugelegt.

Von den Verbraucherzentralen wird für die weitere Umstellung mehr Tempo gefordert. Viele Hersteller sind bis vor Kurzem noch davon ausgegangen, dass sich die Mobilität der Zukunft mit immer schwerer, schneller und Energie fressender beschreiben ließe. „Das war falsch“, so Müller und eigentlich hätten jetzt bereits alle das Ruder herumgerissen. Allerdings müsse auch der Ausbau der Ladenetze weiter vorankommen. Verlässlichkeit und Vereinfachung leiden unter dem Wirrwarr an Preisen und Bezahlsystemen. Käufer von Elektroautos benötigen vorwiegend auf Geschäftsreise, im Urlaub und auf längeren Strecken in andere Bundesländer die Sicherheit, unterwegs nicht zu stranden.

Auch die Autobranche erhöht den Druck. „Die Ladeinfrastruktur muss dem E-Auto-Bestand vorauslaufen“, sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), erst kürzlich der dpa: „Nur so gewinnen wir Verbrauchervertrauen und ermutigen die Menschen, in ein Elektroauto zu investieren.“ Allerdings hänge Deutschland beim Ausbau jedoch sehr stark hinterher. „Um die Menge der E-Autos, die die Bundesregierung vorsieht, auch wirklich erreichen zu können, müssten pro Woche etwa 2000 neue öffentliche Ladepunkte installiert werden – tatsächlich sind es gerade mal 300.“ Ziel müsse es sein, das Tempo um das Siebenfache zu erhöhen.

Weitere generelle Umgewöhnungsprozesse sieht Verbraucherschützer Müller: „Für viele ist es auch noch schwer vorstellbar, dass es eben nicht mehr die fünf Minuten Benzin oder Diesel Tanken sind – sondern vielleicht 20 oder 30 Minuten doppelte Kaffeepause und mehr beim Aufladen des Autos.“

Quelle: www.stern.de (dpa)

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