Unkonventionelle Spritsparmittel effektiv?

Unkonventionelle Spritsparmittel effektiv?

Die Hersteller von speziellen Pillen und Ölzusätzen versprechen, mit der Verwendung dieser Produkte eine deutliche Reduzierung des Spritverbrauchs oder eine Steigerung der Motorleistung. Experten sind jedoch skeptisch hinsichtlich derartiger Effekte dieser Spritsparmittel.

Diesel und Benzin sind derzeit günstig wie lange nicht mehr. Trotzdem haben weitere Optionen zum Spritsparen weiterhin Hochkonjunktur. Mittelchen und Zusätze für Öl und Sprit behaupten sich nah wie vor am Markt. Das Urteil der Experten fällt hingegen ernüchternd aus. Diese Produkte haben keinerlei nützlichen Effekt, vor Schäden an der Fahrzeugtechnik wird gewarnt.

"Da werden Magnete angeboten, die auf die Kraftstoffleitung gesetzt werden, die sollen die Kraftstoffmoleküle so ausrichten, dass sie schonender verbrennen", so ein Beispiel von Carsten Graf (ADAC Technik-Zentrum, Landsberg am Lech). Aus den USA kamen Tabletten auf den Markt, der Hersteller versprach nicht nur weniger Schadstoffe, sondern auch mehr Leistung und einen Spritspareffekt zwischen zehn und 20 Prozent.

Die Entwickler der Automobilhersteller würden sich vor Begeisterung überschlagen, wäre solche Werte tatsächlich zu erzielen. Einsparungen von lediglich fünf Prozent werden bereits als großer Erfolg gewertet. Der ADAC hat vor ein paar Jahren derartige Mittel genauer untersucht und nahezu keine messbaren Veränderungen feststellen können. Beim Zusatz für Motoröl und einem Magneten für die Kraftstoffleitung, der eine schonende Wirkung für den Katalysator versprach, waren die Ergebnisse nicht minder enttäuschend.

"Im günstigsten Fall bringen die Mittel gar nichts", so das Urteil von Graf. Allerdings könnten diese Produkte Schäden an der Fahrzeugtechnik verursachen; das gelte insbesondere für Öl- oder Kraftstoffzusätze. "Bei Dieselkraftstoff kann die Schmierfähigkeit sinken, oder die Alterungsbeständigkeit leidet, wenn ich etwas reingieße. Es kann dann zu unerwünschten chemischen Wechselwirkungen führen, zu Problemen mit der Einspritzanlage."

Auch der Technologie-Sprecher von VW, Peter Weisheit, sieht hier ebenfalls ein grundsätzliches Problem: So sei denkbar, dass Spritzusätze eine erhöhte Verbrennungstemperatur zur Folge haben, weil der Kraftstoff dann anders zünde. Im ungünstigsten Fall wird der Motor ruiniert.

"Die Vielzahl der angebotenen Mittel hilft nichts, schadet allerdings auch nicht", sagt Weisheit. Ein Problem gibt es allerdings mit einem Spritsparstab, der vollständig im Tank versenkt werden muss, um seine volle Wirkung zu entfalten: "Es kann zur Blockierung der Rückschlagklappe kommen, dann können Sie nicht mehr tanken."

Auch der Schwimmer, dessen Aufgabe die Messung des Füllstands ist, könne beeinträchtigt sein: "Dann funktioniert im Zweifel die Tankanzeige nicht mehr richtig", warnt Weisheit – auch im Hinblick auf die Garantie: "Bei jeder Garantieanfrage wird überprüft, ob am Auto Veränderungen vorhanden sind, die ursächlich für den Garantiefall sind."

Ein Beispiel: Streikt der Motor und die Überprüfung bestätigt, dass der Sprit der Norm nicht mehr entspricht, sei es durchaus denkbar, dass der Kunde den Schaden selbst regulieren muss. Gleiches gelte für Zusätze für Motoröle, die die Schmierstoff-Viskosität negativ verändern. "Bisher hat kein Autohersteller die Verwendung von Spritspar-Wundermitteln freigegeben", so der ADAC.

Ferdinand Dudenhöffer (CAR-Institut Uni Duisburg/Essen) wird in seinem Urteil deutlicher: "Das sind Gaunereien, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Diese Wunderpillen gibt es nicht, das wird Ihnen jeder Chemiker sagen."

Effektiver sei es, an einem sogenannten Spritsparkurs (auch Eco-Training genannt) teilzunehmen. Fahrstunden inklusive Anweisung von Experten werden von Autoclubs, Fahrschulen und Prüforganisationen angeboten: "Mit Ballastentfernung und einer gelassenen Fahrweise können bis zu 30 Prozent Kraftstoff gespart werden kann", ist beispielsweise auf der Webseite der „Deutsche Verkehrswacht“ nachzulesen.

Quelle: maz-online.de/dpa

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