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Es geht voran: Ladestationen für E-Autos nehmen zu

In Deutschland gibt es zunehmend mehr Ladepunkte für Elektroautos. Das ist durchaus eine positive Entwicklung. Fest steht aber auch, dass sich die E-Mobilität der Zukunft alleine über Ladestationen nicht gestalten lässt.

Der Energieverband BDEW hat klar verneint, dass die Elektromobilität alleine von der Zahl der Ladestationen abhängig ist. Der Verband hatte kürzlich nicht nur aktuelle Daten, sondern auch einen konkreten Plan für den zum Schnellausbau der Infrastruktur für Ladepunkte in Deutschland vorgestellt.

Kern dieser Botschaft war, dass für E-Autos mehr Ladestationen zwar wichtig sind. Allerdings kommt es genauso auf ihre Beschaffenheit an und darauf, wie sie von den Autofahrern genutzt werden.

Der BDEW gibt an, dass die Zahl der öffentlichen Ladestationen schon seit mehreren Jahren kräftig ansteigt. Im Ladesäulenregister des BDEW sind mittlerweile 39.538 Ladepunkt gemeldet. Jeder siebte ist ein Punkt zum Schnellladen; also eine Einrichtung mit höherer Ladeleistung. Fünf Jahre zuvor lag die Zahl aller öffentlichen Ladepunkte nur bei 7.400.

Alleine in den letzten drei Monaten habe es ein Plus von zehn Prozent (+ 3.800) gegeben. „Es kommt richtig Fahrt in die Elektromobilität“, so die Bilanz von Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des BDEW. Mehr als 85 Prozent aller existierenden öffentlichen Ladepunkte würden nunmehr von Mitgliedern ihres Verbands betrieben.

Ehrgeiziges Ziel sinnvoll?

Laut BDEW sind aktuell in Deutschland eine halbe Million Fahrzeuge mit reinem Elektro- oder Hybridantrieb zugelassen. 550.000 E-Fahrzeuge könnten den Angaben gemäß über die vorhandenen Ladepunkte versorgt werden.

Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2030 für zehn Millionen E-Autos eine Million öffentliche Ladepunkte geschaffen zu haben. Der BDEW hegt allerdings Zweifel daran, dass dieser „starre Schlüssel“ zum Ziel führe. Weiterhin argumentierte der Verband, dass sich auch Ladesäulenbetreiber, Autobranche und Kommunen kritisch zu derart unflexiblen Zielvorgaben geäußert haben. Zum Ausbau der Infrastruktur gehörten nicht nur die reine Ladepunktzahl, sondern ebenso die Ladeleistung, das Ladeverhalten der Autofahrer sowie technische Neuerungen.

Von einer Vollauslastung der aktuellen öffentlichen Stationen sei man weit entfernt, so die Erklärung der Verbandschefin Andreae. Demnach liege die durchschnittliche Auslastung einer Ladesäule bei einem Ladevorgang innerhalb von fünf Tagen, bei Schnellladepunkten werde alle zwei Tage eine Ladung durchgeführt.

"Es ist mehr als fraglich, ob wir bis 2030 eine Million Ladepunkte brauchen." Vor allem auch unter dem Gesichtspunkt der Leistungssteigerung der Stationen. Seit 2019 nehme die Zahl der Fahrzeugmodelle mit einer Ladeleistung ab 100 Kilowatt kontinuierlich zu. Daher sei die Elektromobilität "an der Schwelle vom Nischenphänomen zum dynamischen Markt", so das Urteil des Verbandes.

Zudem fordert der Verband schnellere Genehmigungsverfahren für geeignete Flächen für Ladestationen, um dieser Dynamik gerecht werden zu können. Außerdem brauche es weniger Bürokratie bei Förderanträgen.

Neben dem Ausbau öffentlicher Ladestationen sei es wichtig, auch den Ausbau privater Ladestationen weiter zu forcieren. Doch auch hier ist ein Zuwachs zu verzeichnen. Seit Ende November 2020 seinen für private Wandladestationen, die sogenannten Wallboxen, 300.000 Förderanträge eingegangen.

Als „einmalig gut“ wertet den Andrang Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Die Bundesregierung hatte er kürzlich die Förderung privater Stationen um 200 Millionen auf 400 Millionen Euro aufgestockt.

Damit könnte erreicht werden, dass mehrere hunderttausend weitere private Ladepunkte entstehen. Neun von zehn Ladevorgänge finden nach Angabe des BDEW bisher am Arbeitsplatz oder Zuhause statt. Doch der Verband sieht auch in diesem Bereich Luft nach oben. Damit Menschen zukünftig bequem und von vielen Orten aus laden könnten, müssten Hürden abgebaut werden. „Laden ist nicht das neue Tanken. Laden ist bequemer", sagte Andreae.

Als eine „gute Nachricht“ bezeichnet der Verband der Automobilindustrie (VDA) den Zuwachs öffentlicher Ladepunkte. Allerdings wies er darauf hin, dass die Ladestationen unbedingt auch mit der "deutlich höheren Wachstumsrate" der Elektrofahrzeuge Schritt halten müssten. Der VDA schreibt, dass sich im vergangenen Jahr die Neuzulassungen für E-Fahrzeuge fast vervierfacht hätten.

Die Opposition vermeldete teilweise kritische Töne. Oliver Krischer, Fraktionsvize der Grünen, begrüßte zwar den Ausbau der Ladestationen. Allerdings mahnte er eine Vereinfachung der Bezahlung an den Ladesäulen an. Einen viel größeren Anreiz würde etwa die Bezahlung per EC-Karte schaffen, um die Stationen tatsächlich zu nutzen, so die Argumentation Krischers. Zur aktuellen Situationen an den Ladestationen sagte er: „Das macht als Nutzer keinen Spaß, weil man zig verschiedene Karten oder Apps braucht".

Quelle: www.idowa.de (© dpa-infocom, dpa:210303-99-672934/3)

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