E-Autos: Welche Reifen sind richtig?

E-Autos: Welche Reifen sind richtig?

Im Vergleich zum Benziner oder Diesel ist bei E-Autos doch einiges anders. Bei den Reifen scheint es nicht wirklich einen sichtbaren Unterschied zu geben. Doch das stimmt nicht ganz. Denn mit Hightech-Reifen kann die Reichweite des E-Autos deutlich verlängert werden.

Die aktuellen elektrobetriebenen Fahrzeuge wie der Kia Soul, der BMW i3 und der Renault Zoe sind alle mit auffallend schmalen Reifen auf der Straße unterwegs. E-Autofahrer sollten Bemerkungen, dass es für „richtige Reifen“ wohl nicht mehr gereicht habe, am besten überhören. Fahrer von Elektroautos ist sicherlich bekannt, dass auf ihrem Fahrzeug echte Hightech-Reifen aufgezogen sind. Die wichtigsten Merkmale der Leichtlaufreifen sind ein großer Durchmesser und eine schmale Lauffläche. Ziel ist es, mit einer einzigen Akkuladung eine möglichst große Reichweite zu erzielen.

Anforderungen an Reifen für E-Autos hoch

Volker Blandow vom TÜV Süd: „Autos wie der i3 sind auf optimale Reichweite ausgelegt, und diese schmalen Reifen haben einen besonders geringen Roll- und Luftwiderstand“. Beim sportlichen Tesla S sieht das hingegen ganz anders aus. Er wird mit breiten 245er Reifen ausgeliefert. „Der Wagen hat eine große Batterie mit enormen Beschleunigungswerten von unter drei Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die lassen sich aber nur mit breiteren Reifen auf die Straße bringen“, so Blandow. Letztendlich sind in beiden Fällen die Anforderungen an E-Auto-Reifen hoch. „Sie benötigen eine hohe Tragfähigkeit, müssen also ein höheres Gewicht verkrafte können, denn E-Autos wiegen durch den Akku einfach mehr“, lautet die Erklärung von Hans-Jürgen Drechsler, Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk, kurz BRV. Zudem kennzeichne E-Autos ein höheres Drehmoment. Deshalb seien speziell dafür ausgelegte, langlebigere Reifen für E-Autos erste Wahl.

Bei E-Autos Reichweite entscheidend

Grundsätzlich könne ein E-Auto-Pneu auch auf einem Auto mit Verbrennungsmotor aufgezogen werden und umgekehrt, sagt Drechlser. Die Gummimischung sei am Ende entscheidend, da sie Rollwiderstand und infolge dessen die Laufleistung des Reifens beeinflusse. Apropos Reichweite. „Das Thema Reichweite spielt für E-Autos eine ganz entschiedene Rolle, daher sind diese Reifen energieoptimiert und weisen andere Fahreigenschaften auf als etwa ein Reifen für einen Geländewagen oder ein Sportcoupé“, erläutert Klaus Engelhart von Continental. Ein Reifen mit sehr guten Haftwerten muss beim Rollwiderstand Abstriche in Kauf nehmen.

Zielkonflikt bei der Reifenmischung

Für den Energieverbrauch spielten aber auch Reifenprofil und -größe eine nicht unerhebliche Rolle. Allerdings gibt es für die großen Durchmesser der E-Auto-Reifen noch einen weiteren Grund: „E-Autos benötigen durch das hohe Gewicht und die höheren Beschleunigungswerte meist auch eine recht große Bremsanlage, und die wiederum braucht Platz“, so Drechslers Erklärung. Deshalb seien für E-Autos Radgrößen von mindestens 19 Zoll vorgeschrieben. Für die Reifenhersteller geht es letztendlich immer um die Frage der richtigen Mixtur: „Ein sehr wichtiger Bestandteil der Reifenmischung ist das Kieselsäuresalz Silica, durch das erreicht werden kann, dass ein Reifen reibungsärmer abrollt“, so Engelhart. „Außerdem sollte so ein Reifen besonders leise sein, denn das ist ein E-Auto ja von sich aus schon.“ Hinsichtlich des Reifenmanagements sei ein Zielkonflikt nicht zu vermeiden, da ein Reifen niemals in allen Disziplinen gleichzeitig Topwerte erzielen könne. Und Blandow ergänzt: „Die Reichweitenverlängerung ist am Ende wichtiger als das letzte Quäntchen Fahrkomfort“. Außerdem stimme es nicht, dass ein dünnerer Reifen automatisch unsicherer sei. Der Vorteil dieser Antriebstechnik sei die sehr genaue Kraftverteilung. Deshalb könnten Systeme wie die elektronische Schlupfregelung bei E-Autos noch effizienter arbeiten.

E-Auto-Pneu rechnet sich

„Ein Stromer kann bis zu 15 Prozent mehr Reichweite mit optimalen Reifen herausholen, bei Benzinern können es 5 bis 10 Prozent sein“, ergänzt Blandow. Allerdings müsse dem BRV zufolge für einen speziellen E-Auto-Reifen 10 bis 20 Prozent mehr investiert werden. Doch das kann sich schnell rechnen, da optimierte Leichtlaufreifen auch deutlich länger halten. Wer hingegen sein Elektroauto mit ganz normalen Reifen ausstattet, müsse laut TÜV Süd mit einer deutlich geringeren Lebensdauer rechnen. Allerdings ist die Auswahl für spezielle E-Auto-Pneus bisher noch recht überschaubar.

Quelle: www.focus.de

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