Verkehrsrisiko Raser

Verkehrsrisiko Raser

Immer wieder wird im Radio, TV oder in den Printmedien von schweren Unfällen berichtet, die durch rücksichtslose Raser verursacht worden sind. Verkehrspsychologen versuchen zu erklären, warum sich überwiegend junge Männer so verhalten.

Raser, Drängler und Poser fallen immer häufiger unangenehm auf. Mit durchgedrücktem Gaspedal und aufheulenden Motoren werden Straßen zu Rennstrecken gemacht. Das sorgt nicht nur für großen Ärger. Durch dieses rücksichtslose Verhalten setzen Raser nicht nur sich selbst, sondern auch andere, völlig unbeteiligte Verkehrsteilnehmer großen Gefahren aus.

Der Verkehrspsychologe des TÜV-Süd, Jürgen Brenner-Hartmann, zugleich Tagungspräsident des Gemeinsamen Symposiums der Deutschen Gesellschaften für Verkehrspsychologie (DGVP) und Verkehrsmedizin (DGV;) sagt dazu: "Sie haben die Illusion, die Situation zu beherrschen, und blenden die Risiken aus." Bei einer Veranstaltung wurde auch das Thema „Risikoverhalten im Straßenverkehr“ behandelt. Eine besondere Gefahr geht von illegalen Straßenrennen mitten in der City aus, bei denen junge Fahrer ihre Kräfte beweisen und mit anderen messen wollen.

"Das Gaspedal dient ihnen als Ventil, um Druck abzulassen", so die Meinung von Alexander Schwarzer, stellvertretender Leiter des Einsatztrupps Verkehr/Rennen der Polizei in Köln.

Diese Gruppe geschulter Ermittler wurde 2015 ins Leben gerufen und kümmert sich seitdem aufgrund zahlreicher schwerer Unfälle durch Raser um dieses Problem. Rund 300 Rennen wurden seit Gründung der Gruppe ermittelt. Im Jahr 2019 waren es bisher bereits mehr als 60 (Stand Oktober 2019).

Was sind das für Menschen, die sich und andere immer wieder dieser Gefahr aussetzen?

Merkmale eines typischen Rasers

Schwarzers Worten nach gehört der typische Raser zur Altersklasse der 18- bis 25-Jährigen, ist männlich, hat meist einen Migrationshintergrund, ein geringes Einkommen und wohnt noch bei seinen Eltern. „Den fehlenden beruflichen Erfolg versucht er auszugleichen, indem er sich Anerkennung übers Auto holt."

Hinzu komme, dass die Wagen technisch meist verändert sind. Teilweise wurden auch unerlaubte Veränderungen am Fahrzeug vorgenommen wie beispielsweise manipulierte Auspuffanlagen, nicht zugelassene Felgen oder Spurverbreiterungen. Im Jahr 2019 haben die Ermittler in Köln aufgrund zahlreicher Kontrollen schon über 200 Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen, weil deren Betriebserlaubnis aufgrund derartiger Veränderungen erloschen war.

Sicherlich ist es nichts Neues, dass sich Männer gerne über ihre Autos definieren. Das sei schon immer so gewesen, so die Meinung von Brenner-Hartmann. Man denke nur an die 80er und 90er Jahre und ihre klischeehaften Mantafahrer. „Durch ein tolles Auto fühlt man sich stark und besonders kompetent." Deshalb sei das Verhalten der Poser von heute schlichtweg als ein aufgerüstetes Alt-Phänomen zu sehen, ein Imponiergehabe mit hochmotorisierten Fahrzeugen und lärmendem Auspuff.

Mit Leihwagen den Turbo zünden

Dieter Schäfer, Leiter der Verkehrspolizeidirektion Mannheim, die 2016 die Einrichtung der „Ermittlungsgruppe Poser“ durchgeführt hat, stellte fest, dass Autos für Autorennen immer öfter ausgeliehen würden. So könnten junge Männer einen Tag lang ihren Traum vom PS-starken BMW, Mercedes-AMG oder Audi leben. „In Ballungsräumen schießen Verleihfirmen dieser "Sehnsuchtsautos" aus dem Boden", so Schäfer. Doch insbesondere die jungen Fahrer seien mit diesen Kraftpaketen recht schnell überfordert, die mehrere hundert PS unter der Motorhaube haben.

Aktuell wird vor Gericht ein Aufsehen erregender Raser-Unfall verhandelt, bei dem zwei Tote zu beklagen sind. Mit einem gemieteten Sportwagen soll ein 20-Jähriger den Kleinwagen der beiden tödlich Verunglückten gerammt haben, aufgrund dessen er wegen Mordes angeklagt ist.

Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte im März 2019 gegen einen Raser erstmals ein Urteil wegen Mordes bestätigt. Der Fahrer hatte 2017 in Hamburg einen Menschen mit einem gestohlenen Taxi getötet. Allerdings wurde im Hinblick auf eine Mordverurteilung wegen Raserei von den Karlsruher Richtern keine generelle Linie festgelegt mit der Begründung, dass die jeweiligen Umstände des Einzelfalls entscheidend seien. In einem anderen Fall hatte die Staatsanwaltschaft Kleve einen 21-Jährigen wegen Mordes angeklagt. In Moers soll er Teilnehmer eines illegalen Rennes gewesen sein und dabei einen Unfall verschuldet haben, bei dem eine unbeteiligte Frau zu Tode kam.

Autorennen ist Straftat

In Folge einer im 2017 beschlossenen Gesetzesänderung werden Autorennen nicht mehr als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat gesehen. Zudem forcieren die Verkehrsminister der Länder eine Reform des Bußgeldkatalogs, um eine härtere Bestrafung von Dränglern, Posern und Rasern zu ermöglichen.

Trotz aller Maßnahmen ist Brenner-Hartmann (TÜV-Süd-Verkehrspsychologe) sicher, dass Verkehrsrowdys auch zukünftig ein Dauerproblem im Straßenverkehr bleiben werden. „Man wird es nicht verhindern können, dass Menschen sich ausprobieren und Grenzen überschreiten."

Quelle: www.thueringer-allgemeine.de

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