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Kfz-Versicherer ab 4. April 2016 mit neuem Notruf-System für Autos

Geschieht ein schwerer Unfall und der Fahrer ist nicht mehr in der Lage, selbst Polizei oder Rettungswagen anzurufen, kann die Situation schnell kritisch werden – vor allem auf wenig befahrenen Landstraßen oder in unübersichtlichem Gelände. Von den Kfz-Versicherern wurde eine Smartphone-App entwickelt, die völlig automatisch Hilfe rufen kann. Ist die verunfallte Person noch selbst dazu in der Lage, kann der Hilferuf auch manuell ausgeführt werden. Doch wie funktioniert das System genau?

Die Versicherer bieten ab 4. April 2016 das neue automatische Notruf-System, UMD (Unfallmelde-Dienst) genannt, für Automobile an. Über einen Stecker für den Zigarettenanzünder entsteht via Bluetooth eine Verbindung zu der Smartphone-App. Beschleunigungssensoren im Stecker registrieren beim Unfall die Kollision und veranlassen eine Datenübermittlung ans Handy. Das Mobiltelefon verbindet sich (verschlüsselt) mit einer Notrufzentrale und übermittelt folgende Daten:

- Standort und Fahrtrichtung,

- Schwere des Zusammenstoßes oder

- Autokennzeichen

Anschließend wird via Smartphone ein Notruf abgesetzt, so der GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) am vergangenen Mittwoch (16.03.2016) in Berlin bei der Vorstellung des neuen Systems. Klaus-Jürgen Heitmann (GDV) erläutert, dass Rettungskräfte oder Abschleppdienst bei schweren Verkehrsunfällen sogar automatisch alarmiert werden können, falls der Autofahrer telefonisch nicht mehr ansprechbar ist. Dadurch könnten Verletzte schneller geborgen und versorgt werden.

Damit unterscheidet sich der UMD vom geplanten eCall-System, dass ab Ende März 2018 in jedem Neuwagen der EU Pflicht ist. Beim eCall-System wird der Notruf über ein festes Modul abgesetzt. Beim Unfallmelde-Dienst ist Voraussetzung, dass Bluetooth und Handy eingeschaltet sind und das Smartphone noch genügend Strom zur Verfügung hat. Dafür ist der Einbau in Neu-und Gebrauchtwagen unkompliziert, da es nur eines Steckers im Zigarettenanzünder bedarf.

Heitmann erklärte weiter, dass das UMD weder an das Bordsystem gekoppelt sei, noch Bewegungsprofil oder Fahrverhalten aufzeichne. „Ähnlich wie beim Telefon-Pannendienst gehen wir nur mit den Daten um, die wir in einer Pannensituation benötigen“, so Werner Schmidt (ebenfalls GDV) ergänzend.

Die Preise werden von den Versicherern festgelegt. Auf Anfrage nannten drei Kfz-Versicherer einen Preis von etwa zehn Euro als jährliche Servicepauschale.

Mehr Sicherheit für Autofahrer dank UMD?

Der Autoclub ADAC teilte in diesem Zusammenhang mit, dass der Unfallmelde-Dienst insbesondere bei schweren Crashs im Vorfeld der eCall-Einführung mehr Sicherheit für Autofahrer bedeuten könne. „Wir konnten beobachten, dass manche Autofahrer nicht mehr in der Lage waren, nach einem Unfall die Rettungskräfte von selbst zu verständigen, etwa wenn sie im Graben gelandet sind“, so ein Sprecher des ADAC.

Der UMD kann allerdings noch mehr als schwere Kollisionen feststellen. Er reagiert auch auf Blechschäden, so dass der Kfz-Versicherer die Unfallaufnahme und Hilfe organisieren kann, um den Wagen in eine Werkstatt überführen zu lassen, so der GDV weiter. Dem ADAC ist es wichtig zu betonen, dass die angebotene Hilfestellung jedoch nicht zu Lasten des Autofahrers gehe dürfe. Jeder Betroffene solle selbst entscheiden dürfen, wer in einem solchen Fall kontaktiert werde.

Ebenso wichtig sei die Gewährleistung des Datenschutzes. Der GDV erklärt, dass die App nur die letzten drei Positionsdaten aufzeichnet und ältere Daten fortlaufend überschrieben werden. Im Zusammenhang mit sogenannten Telematik-Tarifen, bei denen die persönliche Fahrweise die Versicherungskosten beeinflusst, könne der UMD nicht verwendet werden.

 

Quelle: rnz.de (dpa)

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