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Dank Konjunkturprogramm: E-Autos werden deutlich günstiger

Vergangene Woche wurde von der Bundesregierung das neue Konjunkturprogramm mit einem Umfang von 130 Milliarden Euro beschlossen. Dank des verdoppelten Staatszuschusses und der gesenkten Mehrwertsteuer werden Elektroautos deutlich günstiger. Der „Rabatt“ kann, abhängig vom Modell, gegenüber dem Listenpreis mehr als 10.000 Euro betragen.

Die Corona-Pandemie wirbelt weltweit vieles durcheinander. Nicht nur die deutsche Wirtschaft steht vor enormen Herausforderungen, die es in den nächsten Jahren zu bewältigen gilt. Mit dem größten jemals beschlossenen Konjunkturprogramm soll der Wirtschaft hierzulande nun tatkräftig unter die Arme gegriffen werden. Von dem 130 Milliarden Euro umfassenden Paket sollen Wirtschaft und Verbraucher profitieren. Von zwei beschlossenen Punkten sind E-Auto-Käufer direkt betroffen: von der zeitlich begrenzten Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent wie auch vom verdoppelten staatlichen Anteil des Umweltbonus in Höhe von dann 6.000 Euro.

Rechnen ist angesagt

Der Umweltbonus von zukünftig 9.000 Euro (3.000 Euro vom Hersteller, 6.000 Euro vom Staat) unterscheidet Netto und Brutto. Das bedeutet ein wenig Rechenarbeit für Kaufinteressenten von Elektroautos. Da sowohl auf den Fahrzeugpreis netto und somit auch auf den Umweltbonus-Anteil des Herstellers Mehrwertsteuer anfällt, liegt der aktuelle Herstelleranteil für Endkunden bei 3.570 Euro. Durch die ab Juli bis Ende des Jahres 2020 beschlossene Mehrsteuerabsenkung von 19 auf 16 Prozent, reduziert sich der Bruttobetrag dann auf 3.480 Euro.

Umweltbonus von rund 9.500 Euro

Für Endkunden wird der reine Zuschuss aus dem Umweltbonus von jetzt noch 6.570 Euro auf künftig 9.480 Euro steigen. Doch das ist noch nicht alles, da die Bruttopreise der Fahrzeuge durch die Reduzierung der Mehrwertsteuer ebenfalls sinken, und zwar um drei Prozent. Der volle Zuschuss von netto 9.000/brutto 9.490 Euro greift bei allen Elektroautos, deren Netto-Listenpreis (also exklusive Mehrwertsteuer) bei bis zu 40.000 Euro liegt. Alle hierfür aktuell verfügbaren Modelle stehen in dieser Liste. Das teuerste E-Fahrzeug, das noch unter die 40.000-Euro-Grenze fällt, ist nach Stand Juni 2020 der Tesla Model 3 in der Standard-Plus-Konfiguration mit einem Listenpreis von 43.990 Euro. Dank des Konjunkturpakets kommen Käufer dieses Teslas mit 10.589 Euro inklusive Mehrwertsteuer auf den höchsten Nachlass. Damit läge der Basispreis für Endkunden für den Tesla Model 3 bei 33.401 Euro. Kurzfristige Preiserhöhungen durchaus möglich Das Rechenexemplar steht für das Beispiel Tesla Model 3 nicht ohne Grund im Konjunktiv. Gerade dieser Autobauer hat bereits mehrmals bewiesen, dass Listenpreise geringe Halbwertzeiten haben können und sich quasi über Nacht neu darstellen. Daher ist auch jetzt nicht davon auszugehen, dass alle Automobil-Hersteller „die Füße stillhalten“. Es könnte durchaus sein, dass aufgrund dieser stattlichen Rabatte die Basispreise lautlos erhöht werden. Das war bereits nach der Verdoppelung des Umweltbonus und damit auch der Herstellerprämie beim Kleinserienhersteller e.Go festzustellen. Allerdings haben sich alle im Verband der Automobilindustrie ansässigen Autohersteller bereits dazu verpflichtet, den niedrigeren Mehrwertsteuersatz an ihre Kunden weiterzureichen.

Leasingvertrag genau prüfen

Das Konjunkturprogramm hat leider ein paar weitere Stolpersteine im Gepäck. Die aktuell befristete Senkung der Mehrwertsteuer zum 31.12.2020 gilt nur für Fahrzeuge, die bis Jahresende ausgeliefert werden. In der Regel werden Fahrzeugrechnungen erst kurz vor der Fahrzeugübergabe an den Kunden ausgestellt. Da viele E-Autos Lieferzeiten von teilweise über einem Jahr haben, wird das ein sportliches Unterfangen. Deshalb werden in erster Linie Käufer wenig verfügbarer Lagerfahrzeuge ebenso bevorzugt wie diejenigen, die ihre Bestellung schon vor längerer Zeit in Auftrag gegeben haben.

Komplizierter könnte es auch für Kunden werden, die ein bestelltes Fahrzeug leasen werden. Viele Angebote für geleaste E-Fahrzeuge werden so kalkuliert: Der Umweltbonus wird als verdeckte Anzahlung in den Vertrag hineingerechnet. Erst danach werden die Monatsraten kalkuliert, die meist recht niedrig sind. Ins Detail gehen müssen also alle, die einen derartigen Vertrag schon abgeschlossen haben und nun auf die Auslieferung des Fahrzeugs warten. Warum?

Wird im Vertrag der Umweltbonus vom Leasinggeber beantragt und verrechnet, sollten die Leasingraten möglichst nachverhandelt werden. Bei der zweiten Variante geht der Leasingnehmer in Vorleistung. Er überweist dem Leasinggeber zunächst den staatlichen Teil des Umweltbonus (bisher 3.000 Euro) und stellt nach der Zulassung den Förderantrag selbst beim BAFA. Theoretisch kann man sich hier nach der Verdoppelung des staatlichen Zuschusses über eine Bar-Spende von 3.000 Euro freuen. Doch es gilt wie immer auch hier, unbedingt das Kleingedruckte des Leasingvertrags zu lesen. Bei Zweifeln sollte das Gespräch mit dem Leasinggeber gesucht werden.

Werden die Verkaufszahlen dieses Mal zeitnah steigen?

Bereits bei der letzten Erhöhung von 4.000 auf 6.000 Euro gingen zwischen Beschluss und Inkrafttreten mittels amtlicher Veröffentlichung über den Bundesanzeiger mehrere Monate ins Land. Bis dahin hielten sich Kaufinteressenten mit Bestellungen zurück. Genau dieser Stolperstein ist dieses Mal ebenfalls zu befürchten, wenn auch bereits das Zulassungsdatum als Stichtag für die Förderprämie beschlossen ist. Es bleibt abzuwarten, ob Interessenten wiederum erst zum Kauf bereit sind, wenn der neue Zuschuss tatsächlich in Kraft getreten ist. Somit könnte bei den E-Auto-Käufen für die Händler eine erneute Hängepartie die mögliche Folge sein.

Elektroautos mit Listenpreis unter 11.000 Euro

Die Kleinst-Stromer Renault Twizy und der bald auf den Markt kommende Citroën Ami finden bei der Umweltprämie keine Berücksichtigung, da sie aufgrund ihrer besonderen Zulassungsart als Leichtfahrzeug nicht auf der Liste der förderfähigen E-Autos stehen. Ein E-Auto wie den Twizy zum Nulltarif wird es demzufolge nicht geben - zumindest theoretisch. Immerhin sinkt beim Seat Mii Electric (Listenpreis 20.650 Euro) der Preis nach Abzug des Bonus und der herabgesenkten Mehrwertsteuer auf 10.649,41 Euro. Vorausgesetzt, man bekommt noch einen. Der kleine E-Flitzer kann aktuell nicht bestellt werden und es ist auch nur noch eine geringe Zahl an Lagerfahrzeugen verfügbar.

Fazit: Fest steht, dass die Kaufpreise von Elektroautos durch die angekündigte Senkung der Mehrwertsteuer und den verdoppelten staatlichen Anteil am Umweltbonus deutlich an Attraktivität gewinnen. Es ist allerdings zu bedenken, dass die Mehrwertsteuer-Senkung nur bis zum Jahresende gilt und die Erhöhung des Umweltbonus erst alle rechtlichen Instanzen durchlaufen muss. Das kostet Zeit. Somit wird diese Angelegenheit für Kaufinteressenten nicht nur ein Rechenexempel, sondern auch ein Spiel auf Zeit. Und das kann bei Modellen mit Lieferfristen von teilweise über einem Jahr schwierig werden. Auch Leasingverträge werden komplizierter, da deren Berechnungen noch auf dem bisherigen Umweltbonus basieren.

Quelle: www.auto-motor-sport.de

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