City-Maut zur Vermeidung von Staus in Innenstädten

City-Maut zur Vermeidung von Staus in Innenstädten

Viele Städte klagen über zu viel Verkehr in der City - und das nicht nur zur Zeiten des Berufsverkehrs morgens und spätnachmittags. Forscher haben nun für München eine Anti-Stau-Gebühr vorgeschlagen. Auch Berlin prüft die Einführung einer City-Maut.

Die City-Maut ist in zahlreichen Metropolen der Welt bereits Teil der Verkehrspolitik. Hierzulande nimmt die Diskussion zur Einführung einer Staugebühr für deutsche Innenstädte in Höhe von sechs bis zehn Euro erst seit Neuestem Fahrt auf. Es wird darüber debattiert, wie eine Verringerung von Staus in den Städten erreicht und das Miteinander von Autos, Bussen, Fußgängern und Fahrrädern verbessert werden kann.

Eine Gebühr für Autofahrer, die in bestimmte Stadtbereiche fahren wollen, wird von einigen Forschern und Politikern als Lösung für das obiges Problem gesehen. Ziel sei es, dass Autos dann seltener in die City fahren.

Eine Gruppe des in München ansässigen Ifo-Instituts hat nun für die bayerische Landeshauptstadt berechnet, welche Höhe für die City-Maut angemessen wäre und welche Folge sie hätte. Demzufolge könnte in München eine Anti-Stau-Gebühr in Höhe von sechs Euro täglich innerhalb des Mittleren Rings zu einer Verringerung des Innenstadtverkehrs um 23 Prozent beitragen. Bei zehn Euro käme man etwa auf 30 Prozent.

„Damit könnten wir die Stauprobleme in der Innenstadt in den Griff bekommen“, ist Oliver Falck, Wirtschaftsprofessor an der LMU München und Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, überzeugt. Die Studie wurde vom Ifo-Institut gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Intraplan Consult sowie mit finanzieller Unterstützung der IHK für München und Oberbayern durchgeführt. Laut Falck sind die Ergebnisse auch auf andere staugeplagte Städte übertragbar.

In die Berechnungen wurden bereits die höheren Parkgebühren von zehn Euro/Tag statt der bisherigen sechs Euro einbezogen, die in Teilen der Innenstadt Münchens aktuell getestet werden. Die Studie hat gezeigt, dass eine alleinige Erhöhung so gut wie keine Wirkung zeigt.

Vorteile der Anti-Stau-Gebühr

Falck sieht in der Erhebung dieser Gebühr gleich mehrere Vorteile. Steigen die Autofahrer auf Bus und (S-/U-) Bahn um, nimmt der Verkehr ab. Im Gegenzug würden Taxis, Logistikunternehmen und Lieferanten schneller vorankommen. Für den Wirtschaftsverkehr sinkt die Fahrzeit dann laut Berechnung um 7,5 Prozent. Die so erzielte Zeitersparnis soll einem Gegenwert von 204 Millionen Euro jährlich entsprechen.

Auch der Einzelhandel profitiert, wenn Geschäfte schneller erreichbar sind. „Ein Vorteil gegenüber Fahrverboten ist, dass den Menschen zumindest die Möglichkeit bleibt, mit dem Auto zu fahren“, sagt Falck.

Auch in Berlin wird bereits über eine ähnliche Gebühr für Autofahrer diskutiert. Regine Günter, grüne Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, hat bereits eine rechtliche Prüfung beauftragt. Für Berlin sind fünf bis acht Euro am Tag und je Fahrzeug angedacht.

Was geschieht mit den Einnahmen?

Berechnungen der Studie zufolge würde eine Gebühr von sechs Euro pro Tag etwa 600 Millionen Euro jährlich einbringen. Und was geschieht dann mit dem Geld? Die Forscher haben vorgeschlagen, Fahrten mit Bus und Bahn weiter auszubauen und soziale Härten abzumildern. Falck sagt dazu: „Dies macht eine Anti-Stau-Gebühr sozial ausgewogener als andere Maßnahmen.“ Und die Erfahrungen im Ausland werden von ihm positiv bewertet: In London, Singapur oder Stockholm wurde im Straßenverkehr über mehrere Jahre eine Verringerung des Straßenverkehrs zwischen 15 und 44 Prozent erreicht.

Quelle: www.faz.net

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